Definitionen
Psychische Belastung nach DIN EN ISO 10075-1 (1a):
"Psychische Belastung ist die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken."
Psychische Beanspruchung nach DIN EN ISO 10075-1:
„Psychische Beanspruchung ist die unmittelbare (nicht langfristige) Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen
jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien.“
Laut der Definition für psychische Belastungen handelt es sich dabei zunächst um einen neutralen Begriff. Erst bei der Beanspruchung stellt sich die Frage, ob diese Auswirkung positiv oder negativ ist.
Die beiden Begriffe Belastung und Beanspruchung grenzen sich voneinander ab, wie dieses Beispiel verdeutlicht: Eine Person, die sportlich aktiv ist, belastet ihre Muskeln. Diese Belastung ist zunächst weder positiv noch negativ bewertet. Erst bei der Beanspruchung wird deutlich, ob es sich dabei um eine positiv stimulierende Aktivität (positive Beanspruchung) oder um eine negative Beanspruchung in Form einer Über- oder Unterforderung handelt. Dieses Beispiel können Sie im übertragenen Sinne auch auf die Bewertung der psychischen Belastung bzw. Beanspruchung anwenden.
Trotz der Schwierigkeit, psychische Belastungen durch private Einflüsse auszublenden: In der Gefährdungsbeurteilung ermitteln und bewerten Sie ausschließlich psychische Belastungen, die am Arbeitsplatz entstehen.
Als psychische Belastungsfaktoren gelten unterschiedliche Aspekte des Berufslebens. Es kann sich dabei um Arbeitsbedingungen bzw. -situationen, die in jedem Betrieb vorkommen, handeln, wie z. B.:
Zeit- und Termindruck
monotone Aufgaben
unklare bzw. widersprüchliche Arbeitsanweisungen
Unter- und Überforderung
ständige Erreichbarkeit
störende Geräusche
Notfälle wie Unfälle oder Gewalt am Arbeitsplatz
Mobbing
destruktiver Führungsstil
Die meisten Faktoren sind, je nach Ausprägung und wenn sie einzeln auftreten, gut beherrschbar. Sobald sich aber mehrere Belastungsfaktoren häufen oder sich ein Faktor verstärkt, können Überlastungsreaktionen auftreten. Die Folgen sind vielfältig und können sich zum Beispiel in Schlaf- und Angststörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes sowie einem Erschöpfungszustand (Burnout) oder einer Depression äußern. Neben Demotivation oder innerer Kündigung können diese Folgen zu längerer oder sogar dauerhafter Arbeitsunfähigkeit führen.
Eine besondere Rolle kommt hierbei den jeweils verantwortlichen Führungskräften zu. Sie sollten selbstverständlich ein offenes Ohr für die Sorgen, Ängste und Nöte, die ihre Mitarbeiter eventuell belasten, haben. Es ist wichtig, für folgende Punkte Verständnis zu entwickeln:
Psychosoziale Gefährdungsfaktoren sind nicht unmittelbar messbar und lassen sich darum oft schwer identifizieren.
Für diese Faktoren gibt es weder Auslöseschwellen noch Arbeitsplatzgrenzwerte.
Belastungen am Arbeitsplatz, die sich auf die Psyche auswirken, sind oft komplex, da neben den betrieblichen mitunter auch private, persönliche Faktoren eine Rolle spielen.
Psychische Faktoren haben auf jeden Menschen einen individuellen Einfluss. Was ein Mensch mit hoher Resilienz (psychischer Widerstandsfähigkeit) gut „wegsteckt“, kann bei einem anderen zu hoher Belastung führen.