Atso Andersen, Direktor ESG, Advisense
6 Minuten 08.04.2024
Die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung verschärfen sich zunehmend, werden praxisorientierter und stehen kurz vor der Umsetzung. Entscheidend ist, dass dies nicht mehr optional ist, sondern als Verpflichtung gilt. Unternehmen, die keine Berichterstattung betreiben, riskieren den wirtschaftlichen Rückgang.
Die Intensität der Berichterstattung und damit verbundener Aktivitäten wird weiter zunehmen. Obwohl Fortschritte bei der Eindämmung des Klimawandels erkennbar sind, ist es unwahrscheinlich, dass dieser in naher Zukunft vollständig unter Kontrolle gebracht wird. Daher ist es ratsam, die Bedeutung von ESG ernsthaft zu beachten.
Es beginnt mit der Berichterstattung, aber die eigentliche Auswirkung auf das Management und sogar die Rentabilität des Unternehmens wird in den kommenden Jahren folgen. Bankenvorschriften führen dazu, dass sie ESG-Berichte bei ihren Finanzierungsentscheidungen nutzen. Einfach ausgedrückt: In Zukunft sind Banken angehalten, Kredite gemäß der ESG-Performance zuzuweisen. Schließlich geht es bei der grünen Transformation um Geld und Investitionen.
Angetrieben von der Notwendigkeit, die Klimakrise zu bewältigen und soziale und Governance-Aspekte einzubeziehen, werden ESG-bezogene Vorschriften die Finanzberichterstattungspraktiken verändern. Erwartungsgemäß bleibt der transformative Schwung, den ESG-Regulierungen im Wirtschaftssystem haben, bestehen und hat zu einem umfassenderen, komplexeren und verbindlicheren Umsetzungsprozess geführt.
Während sich andere Vorschriften oft auf die Offenlegung von Informationen konzentrieren, schreibt die CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive) großen, in der EU tätigen Unternehmen vor, in ihrer gesamten Lieferkette eine Sorgfaltsprüfung durchzuführen. Dadurch sollen tatsächliche und potenzielle negative Auswirkungen auf die Menschenrechte und die Umwelt erkannt, verhindert, gemildert und berücksichtigt werden. Die Mitglieder des Europäischen Parlaments plädieren für Geldbußen in Höhe von mindestens 5% des weltweiten Umsatzes eines Unternehmens bei Nichteinhaltung der CSDDD. Dies spiegelt die Entwicklung der Durchsetzung der DSGVO wider, die anfangs wenig Beachtung fand, aber allmählich an Bedeutung gewann, als umsatzbasierte Geldbußen verhängt wurden.
Bevorstehende ESG-Offenlegungs- und Berichterstattungsvorschriften werden in den nächsten Jahren obligatorisch. Wenn CSDDD-Verpflichtungen für Unternehmens- und Finanzmanager greifbar werden, führen die Aussichten auf Geldbußen und persönliche Verantwortlichkeit zu neuen Dimensionen der ESG-Landschaft. Diese Governance-Struktur ähnelt der Rechnungslegungsgesetzgebung, aber erweiterte Verantwortlichkeiten sind neue Merkmale. Nach dramatischen Last-Minute-Neuverhandlungen wird die CSDDD im Frühjahr 2024 dem EU-Parlament zur Abstimmung vorgelegt.
Der regulatorische Druck ist real
Im Laufe des letzten Jahres gab es eine Reihe weiterer Ankündigungen, die auf bedeutende Fortschritte bei der ESG-Regulierung hinweisen.
Europäische Nachhaltigkeitsberichterstattungsstandards (ESRS) basierend auf der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD)
Die Veröffentlichung und Unterstützung der ESRS durch die EU-Kommission im Juli 2023 waren wegweisend. Die Struktur und der Inhalt wurden festgelegt, wobei eine zusätzliche Flexibilität bei den Zeitplänen je nach Unternehmensgröße hinzukam. Ein Ausstieg ist auch während der Übergangsphase möglich.
Unternehmen mit mehr als 750 Beschäftigten sind die ersten, die den ESRS einführen müssenund die Anforderungen werden auf ihre Subunternehmer ausgeweitet, da die Auswirkungen, Risiken und Chancen entlang der Wertschöpfungskette berücksichtigt werden. Die EU-Kommission hat die ESRS auch mit anderen Vorschriften verknüpft, insbesondere mit denen des Finanzsektors. Dies spiegelt die entscheidende Rolle wider, die die ESRS-Berichterstattung bei der Umleitung von Kapital spielen wird, zum Beispiel bei der Art und Weise, wie Banken auf der Grundlage gemeldeter ESG-Informationen betrieben werden müssen.
EU-Taxonomie-Verordnung
Im Juni 2023 stellte die EU-Kommission ein neues EU-Taxonomie-Paket vor, welches folgende Themen umfasst:
1) die nachhaltige Nutzung und den Schutz von Wasser- und Meeresressourcen
2) den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft
3) die Vermeidung und Reduzierung von Umweltverschmutzung
4) den Schutz und die Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemen
Darüber hinaus erweitert das Maßnahmenpaket die Liste der Wirtschaftstätigkeiten, die zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel beitragen und bisher nicht berücksichtigt wurden, wobei der Schwerpunkt auf dem verarbeitenden Gewerbe und dem Verkehrssektor liegt.
Die EU-Taxonomie bietet eine Liste von Basisaktivitäten und Kriterien für ökologisch nachhaltiges Wirtschaften. Sie reicht jedoch nicht aus, um andere Aktivitäten in der Gesellschaft zu erfassen, die Auswirkungen auf die Umwelt haben könnten, was zu einer Vorwegnahme künftiger Pakete führt. Die EU-Taxonomie ergänzt die ESRS-Implementierung, indem sie wesentliche Definitionen und Konzepte bereitstellt, und es lohnt sich, diese Verknüpfungen zwischen EU-Taxonomie und ESRS zu beachten.
Einrichtung eines European Single Access Points (ESAP)
Das ESAP entsteht als zentraler Zugangspunkt für ESG-Dokumente und -Berichte, ähnlich den Handelsregistern für Finanzberichte.
Die Verhandlungsführenden des Rates und des Europäischen Parlaments haben eine vorläufige Vereinbarung über das ESAP erreicht. Gemäß der Vereinbarung soll die ESAP-Plattform ab Sommer 2027 zugänglich sein, wobei eine schrittweise Einführung zur Gewährleistung einer robusten Umsetzung vorgesehen ist. Darüber hinaus wird festgelegt, dass Mitgliedsländer ihre eigenen ESG-Berichterstattungsdienste einrichten und Material in den europäischen ESAP einfließen lassen. Interessanterweise ist das ESAP verpflichtet, unabhängig zu operieren, anstatt eine Erweiterung der bestehenden Handelsregister zu sein.
Das ESAP stellt einen logischen Schritt zur Etablierung einer neuen Berichtspraxis dar. In der Zwischenzeit werden Investoren hohe Berichtskosten haben, da Daten auf andere Weise gesammelt werden müssen.
Internationale Standardsetzung
Die globale Reichweite der ESG-Botschaft ist offensichtlich.
Im Juni 2023 veröffentlichte die IFRS (ISSB) die ersten beiden globalen Offenlegungsstandards, die dazu bestimmt sind, Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen zu kommunizieren. IFRS S1 legt eine Reihe von Offenlegungsanforderungen fest, die es Unternehmen ermöglichen, Investoren über die Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen zu informieren, denen sie auf kurze, mittlere und lange Sicht gegenüberstehen. IFRS S2 legt spezifische klimabezogene Offenlegungen fest, um IFRS S1 zu ergänzen. Im Laufe des Sommers hat die Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) die Standards gebilligt und fordert nun ihre 130 Mitgliedsstaaten auf, zu prüfen, wie die neuen Standards in ihre Regulierungsrahmen implementiert werden können.
Die eigentliche Herausforderung
Die ESG-Dynamik in Europa ist ungebrochen. Die Auswirkungen sind signifikant, da selbst die kleinsten Subunternehmer von den ESG-Vorschriften betroffen sein werden, über Anfragen und Forderungen von großen Kundenunternehmen und Banken.
Die eigentliche Herausforderung besteht darin, dass alle Disziplinen, einschließlich Verwaltung, IT, Risikomanagement und Management, sich an die neuen Anforderungen und Praktiken anpassen müssen. Als Reaktion auf die Entwicklungen sind neue Berufe wie der ESG-Auditor/-Versicherer entstanden.
Die eigentliche Herausforderung liegt jedoch im Inhalt. Nur ein Beispiel zum Nachdenken: ESRS E4 fordert eine Erzählung über Unternehmensaktivitäten in oder in der Nähe von biodiversitätssensiblen Gebieten. Wissen wir genau, was ein biodiversitätssensibles Gebiet ist, wie es ein Buchhalter sehen möchte und wissen wir, wo das Unternehmen tatsächlich tätig ist? Auch die Darstellung muss sich auf einige Fakten stützen. Einige dieser Fakten müssen jedoch noch ermittelt werden.
Wie wir bei der CSRD-Berichterstattung helfen können
VEREINTE EXPERTISE. AMCS, ein weltweit führender Anbieter von Umweltmanagement-Software, hat die Marktführer in den Bereichen Nachhaltigkeit und Sicherheit zusammengeführt, um sein globales Angebot an Technologielösungen für grundlegende Branchen zu ergänzen. Die Plattformen von Quentic und FigBytes kombinieren Datenmanagement mit leistungsstarken Reporting-Tools, die jede HSEQ- und Nachhaltigkeitsherausforderung vereinfachen. Von der Vorstandsetage bis zum Facharbeiter: AMCS, Quentic und FigBytes unterstützen alle Beteiligten und sorgen so für effiziente, sichere und nachhaltige Abläufe im Unternehmen.
Angesichts des hohen Zeitaufwands und der großen Menge an Daten aus verschiedenen Regionen, die für einen CSRD-Bericht erforderlich sind, kann eine Cloud-basierte Software wie die AMCS Sustainability Platform:
Optimierte Datenerfassung und zentrale Verwaltung relevanter Nachhaltigkeitsinformationen
Automatisierte Treibhausgasbilanzierung und -berechnungen in Echtzeit
Aktualisierung der verwendeten Methoden zur Einhaltung international anerkannter Rahmenwerke
Anpassung der Berichte an die Anforderungen der einzelnen ESG-Standards, einschließlich ESRS
Es ist jetzt an der Zeit, sich auf die CSRD-Frist vorzubereiten. Wenn Sie bereit sind, können Sie noch heute einen Termin mit einem Berater von AMCS vereinbaren, um herauszufinden, wie wir Ihnen dabei helfen können, Ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung und Ihr Klimaoffenlegungsprogramm zu optimieren.
