Die Schaffung einer partizipativen Sicherheitskultur kann unterstützt werden, indem Führungskräfte Schlüsselpersonen im Unternehmen ernennen, die helfen können, das Bewusstsein zu verbreiten. Bei Investitionen in die Sicherheitskultur geht es darum, den Menschen zu helfen, mit Risiken und Unsicherheiten effektiv umzugehen. Davide Scotti, Head of HSE Culture, Communication, and Training bei Saipem und Generalsekretär der Leadership in Health and Safety Foundation, fügt hinzu:
"Es ist wichtig, eine Methode zu finden, die die sogenannten „informellen Führungskräfte“ der Unternehmen einbezieht, um einen Bottom-up-Effekt zu erzeugen, der den Top-down-Effekt unterstützen kann".
Es ist wichtig, die Sicherheit in die täglichen Abläufe zu integrieren und die Mitarbeitenden in wichtige Entscheidungen einzubeziehen. Dies fördert ein vertrauensvolles Umfeld, in dem die Mitarbeitenden ihre Bedenken äußern können, und verwandelt Gespräche bezüglich der Sicherheit in einen kontinuierlichen, dynamischen Dialog. Daniel Hummerdal fügt hinzu:
"Mitarbeitende, die im Prozess miteinbezogen werden, sorgen nicht nur für mehr Sicherheit, sondern auch für Effizienz, Kostensenkung und betriebliche Spitzenleistungen. Unternehmen, die diesen Mitarbeitereinbezug versäumen, riskieren, starre, compliance-lastige Umgebungen, die an den tatsächlichen Arbeitsabläufen vorbeigehen."
Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass der Aufbau einer Sicherheitskultur die Verantwortung und das Handeln aller Teile der Organisation erfordert. Es handelt sich nicht um eine einmalige Aufgabe, sondern um kontinuierliche Arbeit. Dies führt zur nächsten Strategie beim Aufbau eines zukunftsfähigen Arbeitsschutzes: die Schulung.
Kontinuierliche Sicherheitsschulungen
Eine wirksame Sicherheitskultur erfordert kontinuierliche, strategische Schulungen und nicht nur das Abhaken von Vorschriften. Am besten ist es, wenn man sich für ein Modell des zeitlich gestaffelten Lernens entscheidet, bei dem die Arbeitnehmenden im Laufe des Jahres häufig kurze, szenariobasierte Schulungen erhalten, anstatt langwierige jährliche Kurse zu absolvieren.
Wahrscheinlich haben Sie schon einmal an einer jährlichen Schulung teilgenommen, die mehr als 8 Stunden dauerte. Haben Sie sich einen Monat später noch an den Inhalt erinnert? Wie sieht es fünf Monate später aus?
Daniel Hummerdal führt diesen Gedanken weiter aus und stellt fest, dass
"Zukunftsorientierte Unternehmen legen den Schwerpunkt auf praxisnahes Lernen - sie nutzen reale Arbeitserfahrungen anstelle von theoretischem Unterricht. Anstelle von allgemeinen Schulungsmodulen werden Arbeitsplatzbegehungen, kollegialer Wissensaustausch und Mikro-Learning bei Schichtwechseln eingesetzt. Entscheidend ist, dass sich die Schulung mit der Arbeit selbst weiterentwickelt und nicht eine statische Compliance-Anforderung ist."
Wenn diese Schulungen die praktische Arbeit einbeziehen, entsteht eine größere Dringlichkeit und greifbarere Ergebnisse im Vergleich zu theoretischen Vorträgen. In Anlehnung an den vorangegangenen Abschnitt über die Schaffung eines Bewusstseins motiviert dieser Schulungsstil alle Mitarbeitenden, an der Sicherheitskultur aktiv mitzuwirken und sich gegenseitig an die Verantwortung zu erinnern. Und warum funktioniert diese Strategie so gut? Weil Menschen soziale Tiere und gerne Teil einer Gemeinschaft sind.
Dynamisches Training und Leistungsfähigkeit
Schulungen müssen auf bestimmte Arbeitsgruppen, Abteilungen und dergleichen zugeschnitten sein. Eine Einheitsschulung ist nicht die Lösung für Unternehmen, die eine umfassende Sicherheitskultur anstreben.
Davide Scotti, Head of HSE-Culture, Communication and Training bei Saipem und Generalsekretär der Stiftung Leadership in Health and Safety, sagt dazu:
"Schulungen sind von grundlegender Bedeutung für den Erfolg im Bereich der Sicherheit. Um mit menschlicher Leistung erfolgreich zu sein und sie in der DNA Ihrer Organisation zu verankern, müssen Sie sicherstellen, dass alle Mitglieder der Organisation die Prinzipien verstehen und wissen, wie sie in die täglichen Routinen integriert werden können. Um die fünf Grundsätze der menschlichen Leistungsfähigkeit zu übernehmen, zu verinnerlichen und umzusetzen, müssen die Schulungen auf die einzelnen Gruppen zugeschnitten sein."
Die fünf Grundsätze der menschlichen Leistungsfähigkeit sind die Grundlage für die Idee und Praxis der Arbeitssicherheit und enthalten wichtige Punkte:
- Fehler sind normal
- Schuldzuweisungen helfen nicht
- Lernen und Verbessern sind unerlässlich
- Der Kontext beeinflusst das Verhalten
- Es kommt darauf an, wie man auf Misserfolge reagiert
Die Umsetzung dieser Grundsätze in die tägliche betriebliche Praxis ist entscheidend für eine starke Sicherheitskultur. Sie ist menschenzentriert und vermittelt, dass man sich um die Mitarbeitenden und ihr Wohlergehen kümmert und Raum schafft, um aus Fehlern zu lernen und sich zu verbessern.
Die Menschen und die von ihnen ausgeübten Tätigkeiten verändern sich ständig. Die Schulungen, die dazu beitragen, diese dynamischen Arbeitsplätze sicherzumachen, müssen ebenso dynamisch sein. Nun stellt sich die Frage, wie man solch eine Arbeitsweise am besten organisieren kann. Eine einfache Antwort: Technologie kann definitiv unterstützen.
Einführung einer Sicherheitsmanagement-Technologie
Die Sicherheitspraktiken haben sich weit über die Zeiten hinaus entwickelt, in denen die Bauarbeiter auf Stahlträgern sitzend in Hunderten von Metern Höhe ihr Mittagessen aßen. Software für Umwelt, Gesundheit und Sicherheit (HSE) wird immer ausgefeilter und spielt eine wichtige Rolle bei der Überwachung, Aufrechterhaltung und Regulierung der Arbeitssicherheit.
Da jede Organisation einen unterschiedlichen technologischen Bedarf für das Sicherheitsmanagement hat, muss jeder seine spezifischen Anforderungen genau bewerten, um das passende Tool zu finden. Eine erfolgreiche Technologieintegration ist das Ergebnis einer ständigen Überprüfung der Geschäftsanforderungen.
Künstliche Intelligenz und Machine Learning werden immer häufiger zur Risikoanalyse, zur Optimierung der Ressourcenzuweisung und zur Verbesserung der Risikomanagementtaktiken auf der Grundlage historischer Daten eingesetzt. Immer mehr Unternehmen setzen auch auf cloudbasierte HSE-Software für zentralisierte Sicherheitsdaten, eine bessere Nachverfolgung der Einhaltung von Vorschriften, eine effiziente Berichterstattung und eine optimierte abteilungsübergreifende Kommunikation. Auch der Einsatz von Robotern und Automatisierung zur Gefahrenerkennung nimmt zu, um Gefahren für Menschen zu verringern und die allgemeine Effizienz zu steigern.
Hugh Maxwell, Präsident von Maxwell Safety Limited, hat eine Checkliste mit "Must-haves" für HSE-Software erstellt, die jedem Unternehmen bei der Entscheidung für eine Software helfen kann:
Datenerfassung und Überwachung in Echtzeit
- IoT-Integration: Die Möglichkeit der Integration von IoT-Geräten zur Echtzeit-Datenerfassung von Luftqualität, Temperatur, Geräuschpegel und Gesundheitskennzahlen der Mitarbeitenden.
- Meldung und Verfolgung von Ereignissen & Beobachtungen: Eine benutzerfreundliche Schnittstelle, über die Mitarbeitende schnell Ereignisse, Gefahren, Beinaheunfälle und Sicherheitsverstöße melden können, mit automatisierten Workflows für Folgemaßnahmen und die Verfolgung von Lösungen.
Anpassbare Dashboards und Reporting Tools
- Datenvisualisierung: Interaktive Dashboards, die wichtige Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltkennzahlen in Echtzeit darstellen und den Beteiligten helfen, Trends, Risiken und Problembereiche schnell zu erkennen.
- Automatisierte Compliance-Berichterstattung: Die Möglichkeit, Compliance-Berichte auf der Grundlage der neuesten Vorschriften zu erstellen und sie automatisch an die erforderlichen Behörden und Interessengruppen zu übermitteln.
- ESG-Kennzahlen: Instrumente zur Verfolgung und Berichterstattung über Nachhaltigkeitsziele, die für die HSE-Strategie von Unternehmen immer wichtiger werden.
Risikomanagement und prädiktive Analytik
- Tools zur Risikobewertung: Automatisierte Tools zur Durchführung und Verfolgung von Risikobewertungen, die sicherstellen, dass potenzielle Gefahren frühzeitig erkannt und gemindert werden.
- Vorhersagende Analytik: Algorithmen des Machine Learnings, die historische und Echtzeitdaten analysieren, um Risiken und Sicherheitsvorfälle vorherzusagen und proaktive Maßnahmen zu ermöglichen.
- Verwaltung von Abhilfemaßnahmen: Ein System, das automatisch Aufgaben zur Behebung erkannter Risiken zuweist und den Lösungsprozess verfolgt, um die Verantwortlichkeit zu gewährleisten.
Diese Liste gibt einen umfassenden Überblick darüber, was eine HSE-Software können sollte, um die Arbeitssicherheit zu verbessern und die Grundlage für eine sicherere Zukunft zu schaffen.